Weltmeister aus Lörick

Lörick. Die Wasserball-Masters des Düsseldorfer Schwimm-Clubs feiern weltweit Erfolge. Die 60- bis 70-jährigen Spieler opfern viel Geld und Freizeit für den Sport. 2019 wollen sie ihren WM-Titel verteidigen.

Von Manfred Johann

In Budapest wurden die Wasserball-Masters Weltmeister: (vorne v. l.) Ferenc Pinter, Ludger Weeke, Günter Wolf, Hans-Joachim Brückner, Norbert Schüppler; (hinten v.l.) Mannschaftsführer Norbert Bande, Coach Ferenc Nagy, Joszef Varga, Wolfgang Schoch, Miklos Hamori, Adrian Muntean, Radu Rusu, Janos Nagy. FOTO: W.-Masters

„Alte-Herren-Mannschaft“ möchten sie nicht genannt werden, obwohl sie alle zwischen 60 und 70 Jahre alt sind. Versuchen andere Seniorensportler die altersbedingten Veränderungen ihrer Körper durch weite Hosen oder Trikots zu verbergen, so ist das bei ihnen bei einer Badehose und Badekappe als einzige Kleidungsstücke nicht möglich. Nötig hätten es die Wasserball-Masters des Düsseldorfer Schwimm-Clubs (DSC) eh nicht. Obwohl ihre Zeit als Leistungssportler Jahre zurückliegt, ist keiner der Spieler figürlich übermäßig vom Älterwerden gezeichnet.

In Budapest wurden die Wasserball-Masters Weltmeister: (vorne v. l.) Ferenc Pinter, Ludger Weeke, Günter Wolf, Hans-Joachim Brückner, Norbert Schüppler; (hinten v.l.) Mannschaftsführer Norbert Bande, Coach Ferenc Nagy, Joszef Varga, Wolfgang Schoch, Miklos Hamori, Adrian Muntean, Radu Rusu, Janos Nagy. FOTO: W.-MastersDass sich diese körperliche Fitness auch in sportlichen Erfolgen ausdrückt, lässt sicherlich so manch Gleichaltrigen neidvoll erblassen. Seit 17 Jahren springen sie ins Wasser, in 17 Jahren haben sie in verschiedenen Altersstufen sechs Weltmeistertitel geholt. Den letzten brachten sie gerade aus Budapest in der Altersklasse 60 plus mit. Hinzu kamen mehrere Siege bei Europa- und unzählige bei Deutschen Meisterschaften. Die Wasserballer als „erfolgreichste Masters-Mannschaft der Welt“ zu bezeichnen, ist keine Übertreibung.

„Die Liebe zum Wasserballsport ist das Fundament für das, was wir bis heute im nassen Element machen.“, erklärt der mittlerweile 69-jährige Hansi Brückner, ehemals Spieler in Duisburg, der in den 80er Jahren zum DSC wechselte. Wasserball sei zwar „geprägt von extrem körperlichen Anstrengungen, kombiniert mit hoher Disziplin“, sagt er. Aber wie bei vielen Randsportarten kennen und achten sich die Spieler untereinander mehr als in populäreren Sportarten. „Trotz mancher Verletzung an Kopf und Brust im Getümmel im Wasser lernt man die Gegenspieler schätzen. Und das haben wir bis heute zu den Masters mitgenommen.“

 

Brückner erzählt, dass so manch ein Masters-Spieler des DSC noch lange Zeit versucht hat, in unteren Ligen mit 20 bis 30-Jährigen mitzuhalten. Weil das Angebot einfach fehlte. Viele aber hätten irgendwann merken müssen, dass mit dem Älterwerden die Kräfte schwinden. Zum Glück gibt es inzwischen die Masters. „Die wesentlich jüngeren Gegenspieler schwimmen einem weg, die Würfe sind zwar noch präzise, aber nicht mehr hart. In den Masters-Wettbewerben, die es seit der Jahrtausendwende gibt, spielen dann etwa Gleichaltrige gegeneinander. Es geht alles etwas langsamer, aber eigentlich genauso robust und häufig schmerzhaft zur Sache wie Jahrzehnte zuvor.“

Dass die Liebe zu ihrem Wasserballsport durchaus ins Geld geht, nehmen die Akteure des DSC in Kauf. Die Reisen zu den Wettkämpfen in die weit entfernten Orte in den USA, Kanada, Australien und Russland brachten für die Aktiven, unter denen Lehrer, Ärzte, Beamte und Selbstständige sind, erhebliche zeitliche und finanzielle Belastungen mit sich. „Ohne die Rückendeckung durch unsere Familien und die Arbeitgeber wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Norbert Bande, ein weiterer Mann der ersten Stunde bei den Masters. „Wenn wir gesund bleiben, geht es nächstes Jahr zur Europameisterschaft nach Kranj in Slowenien und 2019 zur Verteidigung unseres WM-Titels nach Südkorea.“

Wer die Sportler sieht, der zweifelt nicht daran, dass sie dort die nächsten Titel holen.

Quelle: RP